Torfrock entführten ihr Papenburger Publikum nach Torfmoorholm

16. August 2014 | Von | Kategorie: Allgemeines, Konzerte review, Konzerte, Veranstaltungen, News

 

Papenburg. Nach dem Torfrock auf Grund seiner bislang festen Tourorte Twist, Cloppenburg und Aurich einen Bogen um die Fehnstadt machten, kamen sie anlässlich der Landesgartenschau zusammen mit ihren Freunden von Ohrenfeindt nach Papenburg. Gut gelaunt stehen kurz nach sieben am Abend die Jungs von Ohrenfeindt auf der Bühne für den Soundcheck. Die Stimmung unter den Musikern ist sehr gut und freuen sich auf den Gig. Es ist bereits einiger her, dass Ohrenfeindt zuletzt im Vorprogramm spielten. Die Schlangen an den Einlässen werden immer länger und eines wird klar: Torfrock zieht Generationen von Menschen an. Auch viele sehr junge Fans sind dabei, die, wie ich erfahre auch ihr aller erstes Konzert besuchen.

 

Punkt zwanzig Uhr traten Chris Laut, Carlos Goethe und Andi Rohde auf die Bretter, die für so viele die Welt bedeuten. Eines ist gleich klar: Es wird ein lautes und schmutziges Set – Vollgasrock aus Hamburg St. Pauli eben. Mit ihrem Titelsong „Auf die Fresse ist umsonst“ aus dem gleichnamigen, zuletzt erschienenen Album starten die Jungs vom Kiez durch, gefolgt von “ ‚N Job in ’ner Bank“ aus „Schwarz auf Weiss“. Wo Chris im Soundcheck noch belustigt Witze machte, man sei doch viel zu laut, machten sie ihrem Bandnamen alle Ehre und drehten den Sound richtig auf – und das Publikum feiert mit ihnen eine dreckige Zeit. So ging es dann auch weiter mit ihrem Motto „Rock’n’Roll“ und ihrem Motormädchen. Wem bis dahin noch nicht klar war, wo er eigentlich war, dem wurde mit „Rock’n’Roll Show“ vor Augen geführt, dass er wohl nicht zum Rocken geboren war oder schlichtweg im falschen Genre zu Hause war. „Schwarz auf weiss“ stand auf der Setlist, „jetzt oder nie“, denn „sie hat ihr Herz an St. Pauli verloren“.  Zum Ende des Sets hin wurden die harten Bassouns, harten Gitarrenriffs und Drumbeats nicht leise, sogar ganz im Gegenteil. Von Titel zu Titel drehten sie immer mehr auf und zeigten, dass sie absolut Volblutrocker sind. Zum Abschluss eines umjubelten Auftritts gab es vom „Rock’n’Roll Sexgott“ Chris Laut einen Titel zum falschen Freund oder auch „Parasit“. Nach rund 45 Minuten war dann leider Schluss, doch wer die Jungs zwei Stunden lang sehen will, kann dieses am 1. November in Wilhelmshaven tun. Dort werden sie das Pumpwerk rocken.

 

Nach einer kurzen Umbaupause ging der legendäre Musikabend in sein zweites und drittes Drittel, denn nach 45 Minuten Ohrenfeindt sollten der Torfrockfangemeinde 90 Minuten Torfmoorholmer Gebrauchsrock erwarten. Gleich mit dem ersten Titel setzen die Rocker aus dem hohen Norden ein Statement, das wie die Faust aufs Auge passt. „Wir machen die Hits“ bestätigt das Ergebnis ihres musikalischen Schaffens. Vieler der Titel aus den Federn von Kultsänger Klaus Büchner und Raymond Voss sind bis heute Kult. Bis heute gibt es wohl niemanden, der nicht den ein oder anderen Titel von Torfrock kennt.

 

Doch angefangen hat es viel früher, als Klaus und Raymond noch als Kulissenschieber am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg arbeiteten. Dort lernten sich die beiden kennen und begannen aus Sympathie miteinander Musik zu machen. Um Geld zu sparen begannen sie, lyrische Texte, die frei waren von jeglichen Rechten, zu vertonen. Den ersten Covertitel nahmen sie nach einer Partynacht auf. Dort sollte der Kultsänger den Titel „Hey Joe“ von Jimi Hendrix singen, doch weil ihm der englische Text nicht mehr einfiel, aber er wusste, worum es ging, sang er den Titel einfach auf plattdeutsch. Damit war ein wesentlicher teil von Torfrocks Erfolg geboren. Deshalb finden sich auf dem ersten Album „Dat matscht so schön“ auch viele plattdeutsche Coverversionen bekannter Künstler. So auch der Titel „Karola Petersen“, den das Papenburger Publikum zu hören bekam und eine Coverversion des Titels „Oh Carol“ von Chuck Berry. Der damalige Torfrock-Produzent Reiner Felsen bewies dann sein Gespür, wem er zuerst Aufnahmen zukommen ließ. Er wusste, dass NDR 1 Moderator Lutz Ackermann begeistert war von plattdeutscher Musik und ließ ihn deshalb als erstes ins Album hineinhören. Sofort war der Radiomoderator angetan von so viel Frechheit und Witz, die in den Titeln steckte, sodass er diese direkt über den Sender schickte. Während der bislang zu Beginn eher lyrischen Akustikkonzerte wurden mit der Zeit der Klamaukpart in aller Ehre immer länger und setzte sich schlussendlich durch. Zu dieser Zeit entstand auch der Name der Band. So wurde aus der Lyrikband Basia die Rockband Torfrock. Doch zurück zum Konzert in Papenburg…

 

Musikalisch spielten die Kultmusiker viele ihrer bekannten Geschichten aus dem imaginären Dorf Torfmoorholm bei Schleswig und  Titel rund um die legendären Wikinger. Fehlen durften da natürlich nicht Rollo der Wikinger und Renate, die Bagalutenband oder auch Bernhard mit seinem geliebten Presslufthammer. Ebenso durfte natürlich nicht ein wichtiges Kapitel aus der Bandgeschichte fehlen – die Werner-Filme, für die Klaus Büchner und Raymond Voss ihre Stimme zur Verfügung stellen. Büchner ist vielen bekannt als die Stimme von Comicheld Werner Wernersen und Voss als die Stimme des Rocker-Präsidenten „Präsi“. Aus diesen Filmen spielten sie einige Titel, wie „Eiskalt“, „Freie Bahn mit Marzipan“ und natürlich „Beinhart“. Zwischendurch gab es, wie auch Kult geworden, die Schoten, die Sänger Klaus Büchner zum Besten gibt. So wurde nicht nur im Publikum viel Gesungen und gerockt, sondern auch gelacht. Musikalische Zugmaschine Torfrocks ist der „Rock’n’Rolltier“ Raymond Voll (Aussage Volker Schmidt) und „Klaus Büchner der geniale Verkäufer auf der Bühne“ (Reiner Felsen). So verging ein toller Musikabend wie im Fluge, der das buntgemischte Publikum noch lange in Erinnerung bleibt.

 

Impressionen:

Fotogalerie

 

Nachstehend könnt ihr die Setlists von Ohrenfeindt und Torfrock nachlesen. Die Setlist von Torfrock ist offiziell, die von Ohrenfeindt von Chris Laut dankenswerter weise aus dem freien Gedächtnis aufgeschrieben worden, da keine Setlist mehr übrig war. Dafür sagen wir nochmals Danke.

 

Setlists:


Ohrenfeindt


Auf die Fresse ist umsonst

‚N Job in ’ner Bank

Immer Rock’n’Roll

Motormädchen

Rock’n’Roll Show

Schwarz auf weiss

Jetzt oder nie

Sie hat ihr Herz an St. Pauli verloren

Rock’n’Roll Sexgott

Parasit

 


Torfrock


Wir machen die Hits

Sonntagsjäger

Der Boxer

Butterfahrt

Wildsau

Die Bagalutenband

Sommertied Blues

Rollo der Wikinger

Beinhart

Freie Bahn mit Marzipan

Let’s Wörk Togesser

Trunkenbold

Kettenhemd

Presslufthammer B-B-Bernhard

Volle Granate, Renate

 

Hey Joe (Jimi Hendrix)

Rock’n’Roll

Karola Petersen

 

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